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14. Mai 2025 - Wissen & Aktuelles

Der verlorene Wald

Deutschlands grüne Lunge geht die Puste aus: Neue Satellitendaten des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums, ausgewertet vom Thünen-Institut, zeichnen ein alarmierendes Bild der Wälder in Deutschland: Zwischen 2018 und 2024 sind in vielen Regionen 50 % der Bäume abgestorben durch Dürre, Hitze und den Borkenkäfer. In manchen Gemeinden liegt der Verlust bei über 80 %.
Besonders betroffen ist die Mitte Deutschlands von West nach Ost: Harz, Sauerland, Siegerland, Thüringer Wald und Elbsandsteingebirge.
Das hat schwerwiegende Folgen, nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch für den Trinkwasserhaushalt, den Schutz vor Überschwemmungen, die Forstwirtschaft und unsere internationalen Klimaschutzverpflichtungen. 

Wälder spielen eine zentrale Rolle als CO₂-Speicher. 

Doch:
- Der deutsche Wald stößt mittlerweile mehr CO₂ aus als er aufnimmt.
- Damit wird der Sektor „Landnutzung“ zur CO₂-Quelle, obwohl laut Klimaschutzgesetz eine Senke gefordert ist. 
- Das Ziel der deutschen Klimaneutralität bis 2045 steht auf der Kippe.
Eine umfangreiche und nachhaltige Wiederbewaldung der zerstörten Waldflächen ist unverzichtbar. Junge Bäume brauchen aber 20 Jahre und länger, um größenwirksam CO₂ zu binden. Deshalb müssen wir neben den ambitionierten Maßnahmen zur Wiederherstellung der Waldökosysteme gleichzeitig die Treibhausgasemissionen schneller und wirksamer als bisher reduzieren. Nur so können wir die vielfältigen ökosystemaren Funktionen der Wälder wie Hochwasserpuffer und Trinkwasserspeicher, Erosionsschutz und Kühlung der Landschaft, Lebensraum für Biodiversität und Erholungs- und Wirtschaftsraum für die Holzproduktion erhalten. 
Das Bergwaldprojekt e.V. setzt sich seit 35 Jahren für die Wiederherstellung der Ökosysteme in Wäldern, Mooren und dem Offenland in ganz Deutschland ein. Seit 2018 sind wir mit erheblichem Mitteleinsatz aus Unternehmenskooperationen in der Wiederbewaldung der Sturm- und Borkenkäferflächen im Sauerland, Taunus, Harz, Thüringer Wald und Elbsandsteingebirge aktiv. Um die Erhaltung und Wiederherstellung der Ökosysteme zum Erfolg zu bringen, müssen jetzt alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenarbeiten und die folgenden Maßnahmen unterstützen:

•    Geschädigte Waldflächen und die vorhandenen labilen Fichten- und Kiefernaltbestände zügig mit standortheimischen und klimaresilienten Baumarten wiederbewalden bzw. umbauen und mit einer effizienten ökologischen Bejagung das Aufwachsen der Zukunftswälder sicherstellen
•    Moore großflächig wiedervernässen, um die Treibhausgas-Emissionen zu stoppen
•    Neue Waldsysteme wie Agroforste und Heckenstrukturen für Biodiversität und Wasserrückhalt etablieren
•    Alle natürlichen Lebensgrundlagen durch einen suffizienten Einsatz der Ressourcen und eine vernünftige Lebensweise schützen 
•    Holz verstärkt in langlebigen Produkten (Wohnungsbau, Möbel etc.) nutzen, kurzfristige Verbräuche (Verbrennung, Papier und Verpackungen) vermeiden und reduzieren

Jenseits aller ideologischen Konzepte müssen wir realisieren: Intakte Ökosysteme bilden die Grundlage für alle wirtschaftlichen Aktivitäten. Ohne eine nachhaltige Entwicklung werden wir als Spezies scheitern. 
 

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