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27. Mai 2025 - Wissen & Aktuelles

Auch Eichen sterben

Beim Waldspaziergang unter grünem Blätterdach bemerkt man beim Blick in die Kronen der Laubbäume erschreckt, was auch viele Förster*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beunruhigt: Wie im Waldschutzbericht 2024 / 2025 (AFZ-DER WALD 09 / 25) zu lesen ist, sterben mittlerweile nicht nur Nadelholzbestände flächig ab – auch heimische Laubholzarten zeigen verstärkt Symptome von Komplexkrankheiten.
Besonders betroffen ist die Eiche: 

Das Akute Eichensterben breitet sich in vielen Bundesländern und auch in der Schweiz bestandesbedrohend aus. 

Durch Trockenheit und Hitze geschwächte Bäume werden zunächst vom Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) befallen. Immer häufiger kommen bakterielle Erreger wie Brenneria goodwinii, Gibbsiella quercinecans und Rahnella victoriana hinzu, die Schleimfluss an der Rinde verursachen – oft mit tödlichem Ausgang. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Die Klimakrise bringt neue Pathogene hervor. Auch unsere heimischen Laubbäume sind diesem Risiko ausgesetzt.
Was können wir in dieser akuten Lage noch tun, außer Emissionen zu reduzieren? Ein Blick auf strukturreiche, gemischte Wälder mit dauerwaldartiger Bewirtschaftung zeigt: Das Bestandesinnenklima spielt eine entscheidende Rolle. Je vielfältiger Baumarten, -strukturen und -dimensionen, desto kühler und stabiler ist das Waldinnenklima – und desto ungünstiger für viele Schaderreger und Pathogene.
Wälder mit angepassten Wildbeständen, die eine kontinuierliche Naturverjüngung ermöglichen, entwickeln sich zu ästhetisch vielfältigen, stabilen Beständen – ökologisch wie ökonomisch. Solche Strukturen entstehen nicht über Nacht. Doch viele Betriebe zeigen, dass sich schon nach 15–20 Jahren ökosystembasierter Nutzung wie z. B. im Waldentwicklungskonzept der Wald-Allianz deutliche Fortschritte einstellen – wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Ökosystemangepasste, waldfreundliche Bejagung
  • Bodenschutz und Erhalt der Mykorrhiza durch größere Rückegassenabstände
  • Erhalt und Förderung alter Baumstrukturen (Mykorrhiza -Schaltzentralen)
  • Extensive Pflege mit kleineren, schonenden Eingriffen

Das sind übrigens keine neuen Erkenntnisse:

„Da nicht alle Holzarten sich auf die gleiche Weise ernähren, so ist ihr Wuchs bei Vermischungen freudiger, und weder die Insekten noch die Winde können so viel Schaden anrichten; auch erlangt man überall verschiedenerlei Holz zur Befriedigung mehrfacher Bedürfnisse.“
— Heinrich Cotta, Förster und Begründer der Forstwissenschaften, 1828

Bis es so weit ist, können wir den Wald schützen, indem wir mit dem wertvollen Rohstoff Holz sorgfältig umgehen.

Foto: WSL

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