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In der Stille die Resilienz
Nicht bewirtschaftete Wälder trotzen der Krise
Dürre und Hitze setzen den Waldökosystemen derzeit massiv zu. Wie reagieren geschützte Wälder im Gegensatz zu aktiv bewirtschafteten Beständen auf diese schädigenden Einflüsse?
Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) hat 314 Paare nicht bewirtschafteter Wälder und aktiv bewirtschafteter 20-ha‑Flächen über einen Zeitraum von 35 Jahren untersucht. Fragestellung:
Sind diese Flächen anfälliger gegenüber Störungen wie Dürre, Sturmschäden oder Borkenkäfern, wenn sie über einen so langen Zeitraum nicht bewirtschaftet werden?
Die Forschungsergebnisse, die im Wissenschaftsmagazin „Journal of Applied Ecology“ veröffentlicht sind, sind bundesweit von enormer Relevanz für alle Schutzgebiete wie z. B. Nationalparke, Biosphärenreservate, Naturwaldreservate oder andere ungenutzte Waldflächen. Von 1986–2020 wurden über eine fernerkundungsbasierte Waldstörungskarte die Kronendachöffnungen jährlich dokumentiert. Ergebnisse:
- 22 % niedrigere Störungsrate in Schutzwäldern
- 32 % geringere Störungsschwere im Vergleich zu aktiv bewirtschafteten Wäldern
- bis zu 40 % geringere Störungsraten in Extremjahren mit Dürre und Sturmkatastrophen in Laub- und Mischwäldern.
Die Kronendachuntersuchungen bilden zwar nicht den Einfluss des Schalenwilds (Reh-, Rot- und Gamswildverbiss) auf Pflanzung und Naturverjüngung ab, sie zeigen aber eindrücklich:
- Nicht bewirtschaftete Wälder sind nicht anfälliger gegenüber Störungen, sondern mindern diese, im Gegensatz zu früheren Befürchtungen.
- Sie leisten einen wichtigen Beitrag für den Schutz der Biodiversität.
- Unsere Wirtschaftswälder profitieren von natürlichen Prozessen der Reorganisation.
Neben dem aktiven Management bspw. bei der Jagd, wird das Ziel, strukturierte und artenreiche Wälder zu erziehen, durch mehr Naturnähe unterstützt.
