KEIMRUHE | Buchpause | Wilhelm Bode: Tannen

Wer ist Opfer des kapitalistischen Nachhaltigkeitstricks eines ostdeutschen Bergbaubeamten? Welcher Baum steht für die Irrungen der deutschen Forstgeschichte? Er "wächst nicht in der Savanne" und heißt auch nicht Marianne - um mit einem der zahlreichen Verweise auf die Kulturgeschichte des Nacktsamers abies alba zu antworten. Das schlanke Büchlein zur Tanne liefert Belege für das "Paradox der vermeintlichen Waldliebe der Deutschen" und der Unkenntnis von heimischen Baumarten. Von der biertrinkenden Lotta-Normalbürgerin gerne verwechselt ist die Fichte die Gegnerin der Tanne, Werkzeug der kapitalistisch getriebenen Forstwirtschaft und Symbolbaum am Holzweg des Altersklassenwaldes. Klar wird: niemand kann über den "Meister der Lichtökologie" schreiben, "ohne die Fichte mitzudenken". Aber der Klimawandel führt zum Happy-End: Tannen erfahren zunehmend die Wertschätzung, die ihnen gebührt und sind wieder auf dem Weg zum Waldanteil, den sie vor der großen Waldverfichtung hatten. Mit ihrer Genesung nach dem Waldsterben 1.0 ist die Tanne zum Lieblingsbaum der naturnahen Waldbewirtschaftung geworden und hat dem Konsumbaum Fichte klar den Rang abgelaufen. Einzig die "kleine braune Waldschere" knabbert noch an ihrer immergrünen Zukunft...

Das Buch zum Tannenbaum

 

18/12/20 | Königswäldchen Würzburg, Unterfranken, BY | 253 Meter ü. M. | Nebel, 5°

Jahresabschlussfeier. Draußen statt drinnen. Alle zusammen und trotzdem getrennt. Motto: eine Meute freut sich heute auf der Waldlichtung. Feiert den Jahresabschluss. Mit dabei: 800 Elsbeeren und 200 Speierlinge. Eine schöne Bescherung. Alle dürfen nochmals pflanzen. Nochmals die Wiedehopfhaue schwingen. Nochmals die Hose wackeln lassen. Im Nebel. Glühweinpause mit Käse, Schokolade. Weiter geht's. Endspurt. Lachen, scherzen, sich gegenseitig anspornen. Fertig werden. One team, one dream. Winterpause.

Team Zipfel beim Pflanzen

 

14/12/20 | Blankenheim, Eifelrand, NRW | 474 Meter ü. M. | dunkel, 6°

Aktionstag Eifel. Spätschicht. Kurz vor 18 Uhr. Die Sonne steht schon längst weiter westwärts. Hier beleuchten künstliche Sonnen die Pflänzfläche. Die schnelle Einpflanzgruppe aus der Würzburger Zentrale mobilisiert nochmals ihre Kräfte nach sieben Stunden Pflanzarbeit. Die letzten der 2000 Laubbäumchen werden gepflanzt. Nachtpflanzung statt Nachtwanderung. Der Beweis ist erbracht: zur Not kann auch im Dunkeln gepflanzt werden.

Laubbäumchen im Nachtlicht

 

11/12/20 | Vor den Endgeräten, deutschlandweit | fiebernd

Förderzusage. Das ist er, der Scheckmoment. Ein Onlinevideo. Spannung. Langsam wird der Scheck sichtbar. Eine sechsstellige Zahl. 181.650 Euro. Wow! Jubel. Auch nach mehrmaligem Anschauen des Videos: die Zahl bleibt bestehen. Die gemeinnützige Deutsche Postcode Lotterie fördert unsere Waldschule mit dieser Summe in den nächsten beiden Jahren. Damit ist die Finanzierung von jeweils 15 Waldschulwochen gesichert. Wunderbar. Wahnsinn. Danke!

Der Scheckmoment

 

01/12/20 | Unterschönau, Thüringer Wald, TH | 666 Meter ü. M. | trockenweiß bei 1°

Ortsbegehung. Da stehen sie. Die neuen Burgherren. Auf einem 280 Millionen alten Vulkanschlot. Porphyrgestein. Ehemals hatten hier oben auf der Moosburg Raubritter ihren Dienstsitz. Vor Jahrhunderten. Gerüchteweise. Es bleibt unklar. Klar ist hingegen: Der neue Besitzer ist das Bergwaldprojekt. Als Gemeinschaftseigentümer mit der Greenpeace Umweltstiftung. Das Felsbiotop wird künftig zusammen mit der angrenzenden zweimillionenquadratmetergroßen Waldfläche vom Bergwaldprojekt gepflegt und bewirtschaftet. Ein Forst aus Fichte, ein Wald in Auflösung, eine Fläche in üblichem schlechten Zustand. Naturnahe Waldnutzung ist das Programm. Verbunden mit dem Motto: Einfach selber machen. Und so wird's gemacht. Dafür stehen die neuen Burgherrn.

Die neuen Burgherren auf der Raubritterburg

 

03/11/20 | Deutschland | Wahlfieberwetter

Verkündung Baum des Jahres. Im Schatten der erneuten Schicksalswahl im fernen Westen hat auch Deutschland gewählt. Keinen Baum, der um seines Holzes Willen gepflanzt wird, sondern ein Kuriosum: die gewöhliche Stechpalme, als Baum des Jahres 2021. Ein Baum mit integriertem Verbissschutz. Seine Blätter sind untenherum mit wehrhaften Stacheln versehen, weiter oben werden sie glattrandig und geschmeidig. Heterophyllie nennt sich dieses Phänomen der Blattunterschiedlichkeit. Zudem sind seine immergrünen Blätter das Symbol niemals endender Hoffnung. Egal welch Ende die Wahl in den fernen Staaten nimmt.

Morphologisches von den Blättern der Stechpalme

 

29/10/20 | Oberursel, Taunus, HE | 496 Meter ü. M. | meist trocken bei 12°

Projektwoche 94. Der Schulwald bekommt eine weitere Attraktion. Ein Pfad für nackte Füsse. Hackschnitzel, Astflechtwerk, Sand, Lehm und eingeklopfte Holzpfähle und Steine werden zum Kuschelerlebnis für sneakergeplagte Fußsohlen. Unterschiedliches Naturmaterial wird im Rundpfad eingearbeitet. Meter um Meter, Abschnitt um Abschnitt. Wer flott ist, kommt am Ende in einer Minuten durch. Auch fast noch mit vollbeladenen Schubkarren. Aber noch nicht barfuß. Das vollständige Sinneserlebnis kommt erst zum Schluss. Ein allerletzter Abschnitt muss noch fertig werden. Dann kommt der Fuss-Test und morgen kann es dann für die Freiwilligen auf der Pflanzfläche mit Handarbeit weitergehen.

Auf der Baustelle für die Fußsohlen

 

28/10/20 |  Euskirchen, Eifel, NW | 494 Meter ü. M. | wolkig, 12°

Projektwoche 93. Hier und heute: Endlich ein Bergbauprojekt, denn oft entgegnen Menschen mit "Bergwerkprojekt?", wenn sie zum ersten Mal das Wort Bergwaldprojekt hören. Denn hier im Südwestzipfel NRWs gibt es Bodendenkmäler als Folge und Zeugnis ehemaligen Erzabbaus, der vor vielen Jahrzehnten eingestellt wurde. Diese Zeugnisse würden verschwinden - Opfer der Sukzession. Durch die Entbuschung dieser Bodendenkmäler, den Pingenzügen der Grube Wohlfahrt, wird daher konkrete Bodendenkmalpflege betrieben. Mit Säge und Astschere für die neue Dreifaltigkeit: Bergbau, Denkmalpflege und Bergwaldprojekt!

Pingenzugpflege ist Bodendenkmalpflege

 

28/10/20 | Hinterweidenthal, Pfälzerwald, RP | 261 Meter ü. M. | vom Regen zur Sonne, 13°

Projektwoche 95. In dieses Gatter kommen 16 Weißtannen. Weiter oben werden 16 Schwarzkiefern ins Gatter gepflanzt. Und wenn das Gatter voll ist, kommen 20 Esskastanien in 5 Reihen dran, incl. Wuchshüllen. Ohne Gatter. Oder waren es 16 Bergahorne? Aber erst nach den 20 Stileichen. Egal. Lehramtsstudentin Lena aus Landau zupft sich die weiße Mütze zurecht und erfreut sich an den klaren Pflanzanweisungen für die vielen kleinen sortenreinen Pflanzinseln, die hier zu mehr Baumarten und einem klimastabilen Mischwald führen. "Hauptsache Arbeitsergebnisse!" - "Und dabei ohne Handy und Spiegel entschleunigen", ergänzt Lenas Freundin Marie freudig nach der letzten Weißtanne in diesem Gatter. "Und wie geht's nun weiter?"

Marie und Lena pflanzen im Gatter

 

28/10/20 | Am Lech, Oberbayern, BY | 731 Meter ü. M. | bedeckte 12°

Projektwoche 96. Kiefer und Wacholder. Und Birke. Ganz schnell hätte die Sukzession hier gewonnen. Aber zehn tapfere Teilnehmer*innen pflegen den Uferbereich des Lech, weil dieser es nicht mehr kann. Besser: nicht mehr darf. Seine Dynamik mit sich verändernden Wasserständen ist nicht mehr. Keine Überschwemmungen, kein sich ändernder Flusslauf. Stattdessen alles nivelliert. Viele Staustufen, regenerative Stromerzeugung, Wasserkraft! Daher: weg mit dem Anflug von Birke und Kiefer auf den Schotterterassen mit ihrer seltenen Flora. Und weg hier mit dem schon stattlichen, pieksenden Wacholder!

Keine Kiefer im Uferbereich

 

22/10/20 |  Euskirchen, Eifel, NW | 494 Meter ü. M. | k.A.

Projektwoche 92. Was der Eichelhäher schafft, ist nicht erreichbar. Bis zu 5000 Eicheln versteckt ein Häher pro Jahr und ist damit wichtigster Helfer im Waldumbau. Aber er bedenkt die spätere Pflege nicht bei seiner kostenfreien Arbeit und versteckt die Eicheln leider nicht in Reihe auf der Windwurffläche. Zudem nimmt er auch keine Eicheln aus zertifizierten Samenbeständen in den Schnabel. Die Freiwilligen machen dies und stecken eine Eichel nach der anderen in den Boden, um die vorhandene Buchenpflanzung zu ergänzen. So macht jeder seins. Häher und Freiwillige. Gemeinsam für die Eiche.

Eichensaat im Eifelstaat

 

22/10/20 | Am Wurmberg bei Braunlage, Harz, NI | 777 Meter ü. M. | heiter, 14°

Projektwoche 109a. Wieder ist eine Fläche fertig. Diesmal mit Ahorn, umzäunt. Bereits seit 10 Tagen pflanzen jeweils zwei Gruppen auf unterschiedlichen Flächen. Sie begegnen sich nie, gehen nacheinander ins Pflanzcamp zum Mittagsessen. Dazwischen zum Wochenende die Pflanztage mit frischen Tageskräften. So füllen sich peu a peu die Kahlflächen, auf denen einst Fichte neben Fichte stand. Der Einsatzwille ist groß, Böden und Witterung günstig. Das Pflanzkontigent ist bereits aufgestockt. Werden es am Ende gar 25.000 Bäume sein, die den Wurmberg hier wiederbewalden?

Pflanztrupp mit schwarzen Containern

 

20/10/20 | Gohrisch, Sächsische Schweiz, SN | 578 Meter ü. M. | im Tagesverlauf heller, 10°

Projektwoche 91. In der Jungbestandspflege. Hier könnte gut der Alte Tanten-Spruch passen zu den Eichen, Tannen und Sträuchern: "Ihr seid aber schon alle groß geworden." Die gedachte Ergänzung wäre: "seit ihr vor fünf Jahren von Freiwilligen des Bergwaldprojekts gepflanzt wurdet." Und nun? Im nächsten Jahr werden sie schon in die Freiheit entlassen, die kleinen Dinger, zählen schon zu den Großen, der schützende Zaun kommt weg! Vorher aber noch schnell einmal: Adlerfarn, Brombeere, Birke und Fichte zurückdrängen. Danach müssen sie allein zurecht kommen. Natürlich.

Jungbestandspflege über der Fahrbahn

 

18/10/20 | Am Wurmberg bei Braunlage, Harz, NI | 777 Meter ü. M. | Der Sonne weichender Nieselnebel, 8°

Pflanzcamp. Zweiter Pflanztag mit frischen Tageskräften. Auch am heutigen Sonntag finden sich wieder Dutzende Freiwillige ein, um den braunen Harz mit neuem Grün, heute kleine Lärchen, zu bestücken. Auch Horst aus Braunlage ist dabei. Schon vor Jahrzehnten hat er drüben am Achtermann Bäume gepflanzt. Klar macht er jetzt auch hier mit. Aber er ist auch enttäuscht, dass er niemand aus Braunlage trifft. Die sollten hier vor allem mit dabei sein, findet Horst. So wie seine Nachbarin Emma, mit der er gekommen ist. Immerhin hat die gleich noch ihre drei Cousinen aus Köln mitgebracht, die gerade in Braunlage Urlaub machen. Für die war klar: Was Emma und Horst machen, wollen sie auch machen. Gut so.

Horst und Emma aus Braunlage beim Lärchen pflanzen

 

14/10/20 | Schmalbach, Badischer Nordschwarzwald, BW | 508 Meter ü. M. | maximal bedeckt, 9°

Projektwoche 89. Nach Wuchshüllenabbau und Tannenpflanzungen: heute Wegebau. High-Tech sagt 964 Meter lang, Einheimischer dagegen: fast 3 Kilometer. Es schlängelt sich jedenfalls, das Rubachwegle. Am Waldrand entlang, durch den Wald, über kleine Wasserläufe, durch Felsen, mit leichtem und mit viel Gefälle, mit querliegenden Bäumen und tiefhängenden Ästen. Zwei Trupps arbeiten sich von den Enden zur Mitte, wo der dritte Trupp Freiwilliger den Wald begehbar macht. Bald sind alle in Sichtweite, man kommt sich mit den Hacken in der Hand langsam näher. Lückenschluss. Das Rubachwegle ist fertig, ist Gemeinschaftswerk.

Das neue alte Rubachwegle über Schmalbach

 

13/10/20 | Forstenrieder Park, Großraum München, BY | 564 Meter ü. M. | noch trocken, 14°

Corporate Volunteering-Einsatz. Im aufgelockterten bisherigen Fichtenreinbestand findet heute ein Meeting statt. 14 Mitarbeiter*innen haben sich hier zum Buchen pflanzen verabredet. Keine Powerpointpräsentation, sondern Erklärung am Objekt. Dann selbermachen, Koordination Pflanzhaue-Loch-Pflanze. So geht also Waldumbau im Kleinen. Repetition. 550 Mal. Gratifikation: Ein Stück Zukunftswald. 14 Mitarbeiter*innen des Tages. Glückwunsch!

Meeting mit Tannen

 

12/10/20 | Am Wurmberg, Harz, NI | 752 Meter ü. M. | niedrige Wolken, 10,5°

Großes Pflanzcamp. Endlich. Vom Corona-Frühling in den Herbst verschoben, soll nun endlich der Wurmberg [höchster Berg Niedersachsens mit 971,2 m] stellenweise wiederbewaldet werden. 19500 Bäume sind da. 60 Freiwillige auch. Auf den hektargroßen Kahlflächen ehemaliger Fichtenwälder gilt es nun, erstmal Schwarz- und Grauerlen und Sandbirken zu pflanzen, um die Fläche wieder waldklimafreundlicher zu gestalten. Erklärt der Einsatzleiter seiner Teilgruppe. Die andere Truppe bleibt streng getrennt, erhält ihre eigenen aber gleichen Instruktionen. Infektionsgefahren minimieren. An die Pflanzhacken! Los geht's.

Einweisung auf der Pflanzfläche

 

09/10/20 | Eibenstock, Erzgebirge, SN | 842 Meter ü. M. | nieselig, 12°

Projektwoche 85. Es hat sich herumgesprochen: Moorschutz ist Klimaschutz. Auch bei Kleinstmooren. Laut einer Studie müssen noch viel mehr Moore geschützt oder wiedervernässt werden. Gehört, getan. Zwischen Zaunabbau und Tannenpflanzung also noch kurz Moorwiedervernässung. Ein Entwässerungsgraben wird daher ratzfatz ohne große Planung und Vorbereitung verbaut. Fichten werden gefällt, zugesägt, angespitzt, bündig in den alten Graben geschlagen. Eine kleine Schalung und Spanngurte ziehen das kleine Stauwerk zusammen. Anschließend wird kräftig gestampft. Und dann: banges Warten. Ist es dicht genug? Bleibt das Wasser wieder in der Fläche? Mit Geduld wird es Antworten geben.

Stauwerk nach Rock'n'Roll-Methode

 

09/10/20 | Morbach, Hunsrück, RP | 452 Meter ü. M. | teils-teils, 11°

Projektwoche 88. Jetzt ist es Zeit. Superwomanposing auf der Käferholzfläche. Nachdem hier mehr als 6000 Esskastanien als Stock-Achsel- und Reihensaat in der Erde gebracht wurden. Nachdem Hunderte Eichen gepflanzt wurden, nachdem diese in einem Nachbarrevier ausgestochen wurden. Nachdem die ganze Fläche vor Wildschweinen und Rehwild mit einem Zaun geschützt wurde. Ja, jetzt dürfen alle sehen, wer die Heldinnen von heute sind. Unterwegs im Auftrag des Zukunftswaldes.

Superwomanposing auf der Käferfläche

 

08/10/20 | Freiburg, Hochschwarzwald, BW | 1088 Meter ü. M. | Teilweise aufgelockert, 14°

Projektwoche 87. Mittagspause von der Tannenpflege. Astschere und Säge sind beiseite gelegt. Die Sicht ist gut. Nun kann endlich mal der lokale Flurname zelebriert werden, nach dem das Forstrevier benannt ist, in dem die Tannen gefördert werden und das letzte Wald-Vergissmeinnicht schon verblüht ist. Es gibt zwar weder Nimm2, Saltimbocca (Spring-in-den-Mund) oder Tiramisu (Zieh-mich-hoch) für die Freiwilligen, aber bisschen Luginsland am Schauinsland macht auch jeden Nimmersatt glücklich. Schließlich ist der Blick vom Berg ein Mustsee.

Mittagspause mit und am Schauinsland

 

05/10/20 | Biosphärenreservat Rhön, Hessische Rhön, HE | 765 Meter ü. M. | Bedeckte 13°

Projektwoche 83. Ein Liebesbrief geht auf die Reise. Als Teil eines neuen Stauwerkes. Zielort: Entwässerungsgraben. Ciao.

Bohlenbretter des Stauwerks als Liebesbrief

 

30/09/20 |  Diepholzer Moorniederung, Norddeutsches Tiefland, NI | 41 Meter ü. M. | zunehmend heiter, bis 19°

Projektwoche 80. Der Fachmann spricht: Heut' wird entkusselt! Die Freiwilligen haben das Wort noch nie gehört. Doch sie ahnen: um was zu ent-kusseln muss es auch einen Kussel geben. Die mit baltischen Sprachresten im Hirn wissen, der Kussel, ja, das ist ein dürftig Gehölz. Dürftig, weil im Moor stehend. Auch wenn die Gehölze im Moor anfangs dürftig und verkümmert sind, so beeinflussen sie doch den Wasserhaushalt des Moores negativ und bedrängen die lichtbedürftigen Moorspezialisten, wenn die Kussel sich verdichten. Daher müssen die Kussel weg. Alle. Vor allem die Birkenkussel. Die Freiwilligen ent-kusseln. Mit Sachverstand. Und mit Astschere und Säge.

Entkusseln in der Moorniederung

 

28/09/20 | Biosphärenreservat Rhön, Hessische Rhön, HE | 765 Meter ü. M. | vereinzelte Sonnenstrahlen, 12°

Projektwoche 82. Ein seltsames Pflanzgut. Nicht aus der Baumschule, sondern im Botanischen Garten Marburg gezüchtet. 1800 Pflänzchen kommen von dort. Es ist: Gewöhnlicher Teufelsabbiss. Die krautige Futterpflanze des Skabiosen-Scheckenfalters. Soll der seltene Falter überleben, brauchen seine Raupen diese Pflänzchen. Gepflanzt wird an feuchten Standorten. Bisherige Vorkommen werden verbunden, Lücken geschlossen. Hier auf kleinem Raum vor Ort. Die Edelfalter und Kulturflüchter sind lokale Spezialisten. Artenvielfalt ist immer lokal, vor Ort in der Natur wird sie hier bewahrt.

Pflanzgut aus dem Botanischen Garten

 

28/09/20 | Eibenstock, Erzgebirge, SN | 842 Meter ü. M. | nachreglich bedeckt, 13°

Projektwoche 84. Es gibt viel zu pflanzen, um die Weißtannenoffensive hier voran zu bringen. Weißtannen im Voranbau in der Fichtenmonotonie. Weiter am Waldumbau wirken. Wieviel werden im ersten Schwung wieder gepflanzt? Moment. Wird sogleich für's Foto dargestellt.

So viele Weißtannen werden gepflanzt

 

27/09/20 | Freiburg, Hochschwarzwald, BW | 1024 Meter ü. M. | Niederschläge, 4°

Projektwoche 86. In ein paar Stunden kommen schon die Freiwilligen der kommenden Einsatzwoche an. Ob sie noch alle kommen, wenn sie vom Wintereinbruch am Schauninsland hören? Ob jemand erkrankt ist? Wie ist der Wetterbericht für die kommenden Tage? Bleibt es nass-grau-kalt? Nein, Gottseidank, es soll wieder wärmen werden. Auch hier oben. Denn Tanne fördern im Neuschnee, wenn die Tannen schon eingeschneit wären? Herausfordernd. Aber wie immer würden auch diese Umstände bewältigt werden. Was ist schon Wetter?

Weiß-graue Schauinsland-Niederschläge

 

25/09/20 |  Diepholzer Moorniederung, Norddeutsches Tiefland, NI | 41 Meter ü. M. | wolkig bei 13°

Projektwoche 79. Torf ist ein toller Stoff und ist beliebt. Als Blumenerde. Weil: speichert wunderbar Wasser. Das macht er auch im Moor. Dort könnte er bleiben. Aber noch läuft hier auch der Torfabbau mit seine wirtschaftlichen Vorteilen. Noch bis 2025. Aber es gibt Perspektiven. Wirtschaftliche. Tourismus, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, hier in der Moorlandschaft. Daher kommt schon mal der Besuchersteg für die zu lockenden Moorbesucher. So wird mit dem Akkuschrauber an jeder Bohle gleich zweimal an der Zukunft geschraubt. Einer Zukunft ohne Torfabbau. Endlich.

Auf jeder Bohle mit zwei Schrauben ins Moor

 

24/09/20 | Grunewald, Berlin, Hauptstadt | 64 Meter ü. M. | heiter, 19°

Projektwoche 78. Die Freiwilligen bekämpfen spätblühende Traubenkirschen, fällen kleine Roteichen. Mischregulierung auf der Fläche. Viel Arbeit. Die Verjüngung von Traubeneiche, Birke, Eberesche und Ahorn fördern. Jede Hilfe ist willkommen. Hilft auch noch das größe Lebewesen der Welt, das aus dem Waldboben in Erscheinung tritt? Der honiggelbe Hallimasch, armillaria mellea. Ihm dienen die Reste einer Trauben- oder Stieleiche als Nahrung. Er ernährt sich auch von noch im Saft stehenden Bäumen und bringt sie zum Absterben. Nicht jedoch die Roteiche, die würde eher vom spindeligen Rübling über die Starkwurzeln angegriffen. Also leider keine Hilfe durch das Riesenwesen. Und eh nicht auf die Schnelle.

Das größte Lebewesen der Erde

 

19/09/20 | Bayrischzell, Oberbayern, BY | 987 Meter ü. M. | trocken, frisch, luftig, 19°

Pflanztag/Waldtage 2020. Zuhören bitte! Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veranstaltet wieder einmal Waldtage. Zum dritten Mal. Denn Wald ist nicht Thema des Umweltministeriums, sondern Wirtschaftszweig, Forstwirtschaft eben. An hunderten Orten Deutschlands wird daher vor Ort für Waldthemen sensibilisiert. Schadet nie. Wie gut aber, dass die Waldtage auf den geplanten Pflanztag gelegt wurden. So werden die Waldtage mit 100 Freiwilligen hier im Schutzwald auch eine praktische Veranstaltung und in ein paar Stunden 1400 Bäumchen, von der Buche bis zur Vogelbeere, gepflanzt. Nach kleinen theoretischen Einweisungen. Los geht's.

Erst zuhören, dann loslegen

 

18/09/20 | Über den Wolken, Pfaffenwinkel, BY | 1.182 Meter ü. M. | wolkenlos, 22°

Projektwoche 74
Die Wanderer über dem Nebelmeer, 2020
Weder Öl noch Leinwand
Exkursionsformat

Unsere Wanderer über dem Nebelmeer

 

17/09/20 | Nationalpark Kellerwald-Edersee, Nordhessen, HE | 509 Meter ü. M. | Wolken ziehen bei 18°

Projektwoche 75. Die Douglasie ist für manchen Forstwirtschafter ein idealer neue Brotbaum. Aus naturschutzfachlichen Gründen gilt sie dagegen als invasive Art. Auch im Entwicklungsbereich des Nationalparks wird sie als störend empfunden, ist unerwünscht und wird daher stetig entnommen. Stellt eine Gefährdung für die heimische Fauna und Flora dar! Denn hier soll sich wieder die Wacholderheide ungehindert ausdehnen. Nach dem Hieb wird die Fläche nun quasi besenrein hinterlassen. Alles was nach Douglasie riecht, kommt von der Fläche. Kein Zitrusaromoa soll die Heide stören.

Auf der Douglasienrodungsfläche

 

16/09/20 | Feldberg, Hochschwarzwald, BW | 1.341 Meter ü. M. | diesig und bedeckt, 25°

Projektwoche 76. Diese Frage ist nicht unwichtig: Wohin fällt er denn? Und ja, das ist beeinflussbar. Der Fallkerb bestimmt die Fällrichtung des Baumes - und auch dieser Fichte. Ihr Pech: sie steht mitten in der Pflanzengesellschaft des Jahres 2020: Der Borstgrasrasen. Was diese bedroht: Verbuschung und Wiederbewaldung und damit auch diese Fichte. Bevor die Zweifrausäge gleich zum Einsatz kommt wird noch erst der Fallkerb vollendet. Der Griff nach hinten durch die Beine zeigt dem erfahrenen Projektleiter: Richtung passt. Weitermachen!

Wohin fällt der Baum?

 

15/09/20 | Rostock, Ostseeküste, MV | 1 Meter u. M. | sehr heiter bis wärmster Septembertag ever, später 29°

Projektwoche 101. Auch wenn sie schon teilweise unsichtbar sind, im Schilf verwachsen scheinen: Alte Weidezäune sind im Naturschutzgebiet fehl am Platz. Auch hier am Radelsee mit Brackwasseraroma. Kommen also weg. Wenn sie denn aufzufinden sind. Pfahl um Pfahl geht es voran. Kommen sie raus. Relikte der einstigen Nutzung als Weideland. Nun breitet sich Röhricht aus, wo früher Rinder ihre Grenzen fanden. Die schweren Pfähle werden rausgegetragen. Auf die leichte Schulter genommen. Ab zur Sammelstelle. Werden damit richtig unsichtbar.

Alte Weidezäune sind überflüssig

 

15/09/20 | Berlin-Tegel, Hauptstadt | 104 Meter ü. M. | später sonnig, morgens 18°

Projektwoche 72. Deutschlands bekanntester Förster derzeit? Stimmt genau. Er heißt Felix Weisbrich und ist in Berlin Leiter des Grünflächen- und Straßenverkehrsamtes im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. In der Pandemie hat der ausgebildete Förster begonnen, das Radwegnetz konsequent mit Pop-up-Radwegen auszubauen. Falls Berlin also dank eines Försters demnächst zur Fahrradhauptstadt wird, waren die Freiwilligen hier schon auf dem richtigen Weg. Denn klar ist: zur Einsatzfläche, zur Traubenkirschenbekämpfungsstelle geht es mit dem Rad. Und für einen auch mit dem Lastenrad. Ganz ohne Aufbäumen im Sattel. Berlin ist eben eben.

Mit Muskelkraft zur Arbeitsstelle

 

11/09/20 | Altenau, Ammergauer Alpen, BY | 872 Meter ü. M. | heiter bis orange, 22°

Projektwoche 73. Hier liegen sie nun. Unzählige "PlantaGard Verbissschutzmanschetten Cactus". Ihr Daseinszweck: Einzelschutz von Weißtannen vor Verbiss. Eine Menge Plastik, die nun nicht länger im Wald und als Mikroplastik im Waldboden verbleibt. Eingesammelt von Freiwilligen. Ausgetauscht durch duftende Schafwolle, die nun die Tannenköpfchen krönen und ebenso schutzwirksam sind. Jede orangene Manschette brachte übrigens 10 Punkte beim Sammeln in der Fläche, pro blaue erhielten die Freiwilligen satte 25 Punkte und für die seltenste und im Gelände am schwierigsten zu findende schwarze Manschette gab es gar 50 Punkte! Und schwuppdiwupp waren alle im homo ludens-Modus und die Fläche plastikfrei.

Plastiksammelergebnis früherer Verbissschutzmaßnahmen

 

10/09/20 | Rottenburg, Neckarmittelland, BW | 372 Meter ü. M. | unauffällige Witterung, 23°

Waldschulwoche 16. Hier stehen sie. Mehrere Waldschulprojektzeiger. In anderen Zusammenhängen einfach Steinmänchen genannt, aber auch dort zeigen sie menschliche Aktivität an. Hier stehen die Zeiger-Skulpturen für das Wirken einer Klasse der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule aus Wuppertal. Für die Biotoppflge in einem ehemaligen Steinbruch. Sie zeigen also auch ein Biotop und Vorkommen von Geburtshelferkröte und Gelbbauchunke. Nach der Entbuschung könnte es nun für die Amphibien noch attraktiver geworden sein. Könnte. Wird sich zeigen.

Waldschulprojektzeiger Steinmännchen

 

09/09/20 | Horn-Bad Meinberg, Nordostwestfalenmitte, NRW | 427 Meter ü. M. | Herbst liegt in der Luft, 18°

Projektwoche 69. Große Gemeinschaftsaktion: Vier- und Zweibeiner zusammen gegen die Sukzession. Auf 10 Hektar Fläche gelingt dies nur im Team. Wie in den Vorjahren gehen die Zweibeiner mit Ast- und Rosenscheren das Entbuschen an. Mittlerweile sind auch erste Fortschritte zu erkennen im menschlichen Bestreben, den ehemaligen Raketenstützpunkt wieder zu einer Bergheidelandschaft zu verwandeln. Rückzuverwandeln, wie vor langer Zeit, als Deutschland noch kleinagrarisch geprägt war und selbst letzte Berghänge und Kuppen beweidet wurden. Damals mit dabei: die Kuh des kleinen Mannes, deren Nachfahren, die Ziegen, hier wieder mit dabei sind.

Vier- und Zweibeiner gegen die Sukzession

 

03/09/20 | Riedbergpass, Allgäuer Alpen, BY | 1071 Meter ü. M. | 19°, teilweise leicht sonnig

Projektwoche 64. Freiwillige, hört die Parole: Buchen raus! Buchen raus? Unglaube wird durch Aufklärung beseitigt. Die Buche am Riedbergpass auf dem Weg nach Österreich ist hier auf dem Vormarsch und extrem konkurrenzstark. Natur soll hier nicht nur Natur sein dürfen. Auch das selten gewordene Auerhuhn soll sich hier noch wohlfühlen - bei viel Nadelholz. Auch der winterliche Schneefall soll teilweise in Ästen liegenbleiben - von viel Nadelholz. Daher wird hier geknipst. Die Buchennaturverjünung wird weggeknipst. Ihr Zielanteil am Riedbergpass: 20 Prozent. Zugunsten des Nadelholzanteils muss also kräftigst weggeknipst werden. Die Parole passt.

Buche raus am Riedbergpass

 

02/09/20 | Lichtenau, Am Teutoburger Waldrand, NRW | 299 Meter ü. M. | 18°, eher wolkig als heiter

Projektwoche 68. Sie sind wieder da: die Moormenschen im Eggegebirge. Im Hangquellmoor. Es wird nicht wiedervernässt, sondern entbuscht. Nicht motorisiert, sondern manuell. Die bereits wiedernässten Flächen müssen offengehalten werden, bevor im nächsten Jahr endlich die Beweidung erfolgt. Birke, Erle, Faulbaum und die Öhrchenweide waren schon im Anflug auf der Fläche. Nun wieder Abflug - in Planen. Kein Schnittgut bleibt auf der Fläche. Ab damit in den darüberliegenden Gehölzriegel. Der bereits verbesserte Flächenzustand soll erhalten bleiben. Denn Artenschutz ist auch hier Lebensraumschutz.

Schnittgutabtransport im Moor

 

28/08/20 | Heimbach, Nationalpark Eifel, NRW | 232 Meter ü. M. | 20°, wolkig, noch trocken

Projektwoche 66. Eins, zwei, drei, vier, viele. Mit dem Fernglas bei der Wildtierbeobachtung ist das Rotwild gut zu beobachten, das hier in aller Ruhe während der Exkursion äst. Von der Rothirsch-Aussichtsempore streift der Blick über den Nationalpark. Dieser hat nun nach der Arbeit der vergangenen Tage wieder weniger Spätblühende Traubenkirschen, weniger ungemähte Orchideenwiesen und einige hundert Meter alte Zäune weniger. Mit den alten Zäunen verschwindert auch wieder eine Gefahr für das Rotwild, das demnächst wieder liebesblind durch ihren Lebensraum brunft. Von hier aus bestens zu beobachten.

Auf dem Rotwildbeobachtungsposten

 

26/08/20 | Balderschwang, Allgäuer Alpen, BY | 813 Meter ü. M. | 26°, trocken

Projektwoche 64. Noch einmal schnell die Doppelknoten am Bergschuh nachgezogen und dann geht es ab in den kühlen Bergwald zu Brombeeren und Brennesseln. Einzelschutz der Weißtanne; vor Wildverbiss. Auf die Schultern kommt der Spritzsack. Inhalt ist ein Verbissschutzmittel auf Schaffettbasis. Damit werden gleich die Weißtannenspitzen der Jungpflanzen bespritzt. Damit werden diese für's Wild arg eklig und ungenießbar. Aber so sind die Konsequenzen: wäre das Wild nicht so zahlreich - zu zahlreich - wäre Verbissschutz überflüssig. So geht es eben nun an die Spritzen!

Verbissschutzrucksäcke

 

25/08/20 | Üfter Mark, kurz vor dem westlichen Münsterland, NRW | 48 Meter ü. M. | 18°, leichtes Geniesel

Projektwoche 67. Das sieht massiv aus. Trotz Handarbeit. Dicke Eichenpfosten. 1,80 Meter Abstand. Die Baustahlmatten am Ende ebenso hoch. Doch hier werden keine Käfige gebaut, sondern die Ergänzungspflanzungen auf der Streuobstwiese müssen dringend hinter Gitter gebracht werden. Denn hier tummelt sich gern Rotwild, in Rudeln. Und das knabbert und das schält und das geht der Rinde an den Kragen. Daher wird für alle freistehenden und noch zu pflanzenden Obstbäume verordnet: erstmal Einzelschutz im Quadrat.

Baustahlmatten gegen Rotwild

 

20/08/20 | Oberhof, Thüringer Wald, TH | 839 Meter ü. M. | 26°, Wölkchen

Projektwoche 60. Tja. Wo steht er denn nun? Der nächste Z-Baum? [Forstsprech für Zukunftsbaum, dessen Wohlgedeihen im Zentrum der Arbeit steht] Auf der 2007er-Sturmfläche ist alles Naturverjüngung. Frohwüchsiger Vorwald. Welche Birke soll hier einmal groß und prächtig werden? Die anderen müssen weichen. Dürfen von den 15 Freiwilligen gefällt werden. Sägen ist nicht destruktiv, sondern Z-Arbeit! Schafft mehr Platz und Licht für die Z-Bäume. Also, wo ist der Nächste?

Wo ist der Z-Baum?

 

20/08/20 | NSG Rotes Meer, Hessische Rhön, HE | 709 Meter ü. M. | 25°, bedeckt mit viel Luftfeuchtigkeit

Projektwoche 62. Menschen bei der Arbeit zu betrachten: Prima. Zaungäste der arbeitenden Freiwillingen sind hier Heckrinder. Sie sollen später einmal die Arbeit auf der neuen Fläche fortsetzen. Sie verfolgen schießlich dieselben Ziele wie die Freiwilligen, wenn auch deutlich intuitiver und mit dem Maul statt der Sense und dem Rechen. Flächen werden offen gehalten und ausgemagert - durch den Abtransport des Mahdguts zu einem Landwirt. Erhalten bleiben damit offene Lebensräume für Tierarten wie Braunkehlchen, Birkhuhn und Bekassine und spezialisierte Plfanzen. Und künftig lassen sich dann die Heckrinder auch auf dieser Fläche bei der Erhaltungsarbeit beobachten. Ist schließlich aktueller Megatrend: Wiederkäuer beobachten. Extrem beruhigend für gestresste Seelen mit Essstörungen...

Wiesen sensen, Heckrinder schauen zu

 

19/08/20 | Bei Alzey, Rheinhessen, RP | 181 Meter ü. M. | 24°, überwiegend sonnig

Projektwoche 61. Besuch von den Landesforsten Rheinland-Pfalz. Der betreuende Förster vom zuständigen Forstamt kommt auf die Fläche. Nun gibt es weitere Antworten zu Wer? Wie? Was? - Wieso? Weshalb? Warum? Die Baumartenvielfalt soll auch in Rheinland-Pfalz möglichst hoch gehalten werden. Aufgepasst! Waldbauliche Risikostreuung bei steigenden Durchschnittstemperaturen und ausbleibenden Regenfällen. Aha! Wärmeliebende und trockenheitsresistente Baumarten sollen sich auf den Standorten vermehrt einstellen. Soweit der theoretische Hintergrund. Und nun ab in die Pflege und Einzelbaumförderung.

Erklärstunde im Pfälzer Wald

 

19/08/20 | Balderschwang, Allgäuer Alpen, BY | 813 Meter ü. M. | 25°, angenehm 

Projektwoche 63. "Noch fünf, noch drei... und wieder runter." Kollektives Entlastungsatmen im Bergrund. Anstrengend, aber sinnvoll so ein Bauchmuskeltraining am späten Nachmittag nach acht Stunden Waldarbeit. Die Freiwilligen ahnen, es wird ihnen gut tun. Ihnen, die ihren Alltag überwiegend sitzend verbringen. Ungeahnte Muskeln machen sich bemerkbar. Daher ja: ein bisschen Workout mit Bergpanorama kann nicht schaden. Soll dem Muskelkater vorbeugen. Nach stundenlanger "Bück-Dich"-Haltung in der Weißtannenpflege vielleicht nicht das Schlechteste. Morgen geht es ja schließlich weiter in den Allgäuer Bergwaldhängen und den Weißtannenpflanzungen. Also nochmals, auch wenn's weh tut: "Und wieder hoch die Beine". 

Bauchmuskeltraining nach der Arbeit

 

13/08/20 | Über Ettal, Oberbayern, BY | 1072 Meter ü. M. | 28°, schwül und trocken

Projektwoche 59. Klar können Menschen auch schön sein. ‪Auch bei der Schutzwaldsanierung in bester Lage. Bunte Funktionskleidung in grünem Wald, beim Tannenpflanzen im Voranbau. Aber wenn er kommt, ist alles Menschliche öd und eintönig. Boahs und Oohs und Luftschnappen bei den Freiweilligen. Gestatten: rosalia alpina bellissima. Oder auch schlicht der Alpenbock.‬ Was kann einem noch Schöneres begegnen bei der Waldarbeit?

Alpenbock

 

12/08/20 | Neukirchen, Im Knüll, HE | 329 Meter ü. M. | 30°, unverändert

Projektwoche 58. Ssssssssschhhhht___Ssssssssschhhhht___Ssssssssschhhhht___Ssssssssschhhhht___Ssssssssschhhhht. Im gleichmäßigen Rhythmus streicht die Sense durch das dürre Gras. Schwung um Schwung. Großstadtzeitungen würden beim Anblick der freiwilligen Senser*innen verklärt von Sen-Zen und Naturmeditation schreiben. Im besten Fall ist die Mahd aber eine ideale Mischung aus Konzentrationsübung, Entschleunigung und Perfektion in der Landschaftspflege und jedem Mähroboter - außer dem vierbeinigen - überlegen. Ssssssssschhhhht___Ssssssssschhhhht___Pling. Zu tief angesetzt. Ein Steinchen war im Weg.

Zen mit Sensen

 

07/08/20 | Nationalpark Jasmund, Rügen, MV | 32 Meter ü. M. | 28°, trocken-reizarmes Seeklima

Projektwoche 53. Pssst, bitte leise sein. Kurze Erholungsphase in der Moorrenaturierung. Nicht stören. Der freiwillige Moorarbeiter träumt von Torfkörpern, Wiedervernässungen, Geländeprofilen und Grabenverfüllungen.

Erholungsphase im NP Jasmund

 

06/08/20 | Neukirchen, Im Knüll, HE | 362 Meter ü. M. | 31°, trocken-heißes Savannenwetter

Projektwoche 57. Braun ist das neue Grün. Auch bei der Landschaftspflege und der Wiesenmahd. Doch es geht hier nicht um Trockenheit. Für den "Erhalt der Lebensraumtypen" arbeiten die Freiwilligen gegen Beeinträchtigung und Störungen, wie Verbrachung, Verbuschung, Veränderung. Diese VERs mögen die angestammten Arten nicht. Die Arbeit der Freiwilligen wirkt gegen diese VERs. Gegen Trockenheit ist Arbeit in der Fläche wirkungslos.

Wiesenmahd im Knüll

 

31/07/20 | Nationalpark Jasmund, Rügen, MV | 32 Meter ü. M. | Rekordwetter

Waldschulwoche 14. Das Bauwerk ist vollendet. 142 Bohlen. 22 Meter. "Eindrucksvoller Rekord". "Die längste Spundwand der Bergwaldprojektgeschichte". Und nun sieht sie so unscheinbar aus. Denn wie alle Bau- und Stauwerke ist sie am Ende einmodelliert in die Landschaft. So auch hier in der Achterwiese, wo die Studierenden der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde einmal mehr zum Geländepraktikum anrückten. Und eben die wohl längste Spundwand in die Achterwiese gehämmert und hinterlassen haben. So wird zum Ende der 30jährigen Initialphase der Entwicklungsnationalpark durch Grabenverbau und damit Wiedervernässung fit für die unbegrenzte Zeit ohne menschliche Eingriffe gemacht. Das Arbeitsmotto "Muskelkater trifft Rammkatze" hat an dieser Stelle ganze Arbeit geleistet.

Die längste Spundwand der BWP-Geschichte

 

30/07/20 | Fichtelberg, Oberfranken, BY | 646 Meter ü. M. | 34°, leicht hitzig

Projektwoche 55. Typisch. Einfach zugewachsen, die Felsblöcke aus Granit in all ihren Verwitterungsformen und Zerfallsstadien. Aber auch im und am Granit sind daran gebundene Lebensgemeinschaften mit dem Wunsch nach ausreichend Tageslicht beheimat. Vielleicht gibt es hier sogar noch einen kleinen Bestand von petrophaga lorioti, der legendären Steinlaus? Daher: bisschen Freischneiden muss sein, um diese Felskulisse wieder ins rechte Licht zu rücken. Dazu sind ja auch die Freiwilligen vor Ort, mit passendem Werkzeug für bessere Sonneneinstrahlung für Blütenpflanzen, Insekten und Reptilien.

Unfreigestelltes Felsbiotop

Kurze Zeit später: für die nächste Neuverfilmung von Winnetou wäre jetzt alles bereit.

Felsbiotop nach Freistellung

 

29/07/20 | Am Rohrhardsberg, Hochschwarzwaldzone, BW | 927 Meter ü. M. | 26°, Warm und ohne Lüftchen

Projektwoche 51. Kurze Arbeits- und Verschnaufpause am Rande der Heidelbeerfläche. Besuch vom Projektpartner. Erklärstunde zur Arbeit. Der Auerhuhnbestand am Einsatzort ist die einzig stabile Population im Schwarzwald. Die anderen schrumpfen. Ein kleiner Erfolg der schon 25jährigen Arbeit für das Auerhuhn hier am Berg. Eine Arbeit als Mischung von Besucherlenkung und Landschaftsgestaltung und 30000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Auch durch das Bergwaldprojekt. Fragestunde: Holzpreise? Lebenserwartung des Auerhuhns? Grüne Forstpolitik? Schneeschuhwanderer? Holzexport? Globalisierung? Und Alles andere dann auch noch. Die Köpfe sind voll. Ende der Stunde. Und damit zurück zur Auerhahnbiotoppflege. 

Erklärstunde mit dem Förster

 

23/07/20 | Am Walchensee, Bayerische Voralpen, BY | 801 Meter ü. M. | 21°, Nicht mal Schäfchen am Himmel

Projektwoche 49. Die letzten der 1070 Lärchen aus dem Pflanzcontainer sind vor ein paar Stunden in die Bergwalderde gekommen. Das abendliche Bad und das üppige Essen haben ihre wohltuende Wirkung unter den Freiwilligen entfaltet. Zwei Gehminuten vom Walcheneseeufer entfernt legen sich die ersten im Camp zum Schlafen in ihre Zelte. Es ist ruhig am See. Die magischen Minuten der Abendstille über dem See. Landschaft schafft Seelenfrieden. Auf Wiedersehen. Bis zum morgendlichen Bad in neun Stunden.

Abendstille am Walchensee

 

23/07/20 | Hinterm Rohrhardsberg, Hochschwarzwaldzone, BW | 922 Meter ü. M. | 24°, wolkig

Projektwoche 50. Auf der Fläche. Auf der ehemaligen Sturmfläche. Nun bepflanzt mit Kirschen, Lärchen, Eichen et al. Das volle Mischwaldpaket für eine hoffentlich klimaanpassungsfähige Wiederbewaldung. Was sich schon von alleine dazugesellte: Fichten und Brombeeren sowie Brombeeren und Fichten. Aber zu viel davon. Sie sind recht wuchsfreudig. Die Freiwilligen sind zwar weniger zahlreich, aber arbeitsfreudig. Zugunsten des Mischwaldpakets. Mit Sägen und Knipsis wird also sichergestellt, dass nicht weiterhin Fichten und Brombeern dominieren. Vor allem in der Zukunft.

Potentielles Auerhuhnbiotop am Rohrhardsberg

 

21/07/20 | Sassnitz, Rügen, MV | 32 Meter ü. M. | 15°, schon leicht wolkig

Projektwoche 52. Früher Morgen im Camp. Das Frühstück ist beendet. Die Freiwilligen sind bereits unterwegs ins Moor. Zum Wiedervernässen, Betonrohre ausbuddeln, Wasserabfluss stoppen, Entwässerungsgräben verschließen. Die Küche ist schon picobello. Zeit, die Küchentextilien kurz auszuwaschen. Der Rest geht von alleine, denn die Wäsche trocknet an der So-nne, die Wäsche trocknet auch am Wind, die Wäsche trocknet auch am Li-icht, wie schön ist das eigentlich...

Die Wäscheleine der Küche: Mundschutz statt Topflappen

 

16/07/20 | Am Halblech, Allgäu, BY | 792 Meter ü. M. | 16°, leicht garstig

Projektwoche 47. Da staunen die Freiwilligen in der Neophytenbekämpfung. Mit einer ungeahnten Wuchsfreude droht hier das drüsige Springkraut mit Dauerdominanz. Im feuchten Uferbereich am Halblech herrschen beste Bedingungen für den Kraut-Import. Die rare Deutsche Tamariske droht dabei im Kraut zu verschwinden, würde dem Wucherkraut unterlegen. Würde. Denn es wird kräftigst gezupft und ausgerupft von den Freiwilligen. Bis zum Überdruss - und noch weiter. Bis das Feld frei ist vom Drüsigen Kraut. Wieder einmal.

Dicker Stengel des drüsigen Springkrauts

 

14/07/20 | Walchenseegegend, Bayerische Voralpen, BY | 941 Meter ü. M. | 24°, schön

Projektwoche 48. Fast alles ist wieder beim Alten. Bergwald. Freiwillige. Pflanzung. Unzählige junge Tannen. Die Gruppe verteilt sich im Gelände. JedeR macht Löcher. JedeR macht sie wieder zu. Auch der Geruch ist da. Nur die zu pflanzenden Weißtannen sind deutlich weißer als sonst. Kein Mehltau, sondern angespritzt. Das erspart den späteren Schutz nach dem Pflanzen. Also vorbehandelt. Gegen Verbiss. Mit Schafwollextrakt. Gibt Duft und Geschmack, den kein Wild schätzt. Also rein damit. 

Weißtannenpflanzen im Walchenseegebiet

 

08/07/20 | Bärenfels, Sächsische Schweiz, SN | 567 Meter ü. M. | 14°, ausnahmsweise regnerisch 

Projektwoche 46. Die Lärchen und Bergahorne sind da. Im letzten Jahr gepflanzt und trotz Trockenheit kaum Ausfall. Man kann sich auf die Schultern des Vorjahres klopfen. Aber nicht zu lange, schließlich gilt es auf der steilen Fläche die jungen Bäume von der Begleitvegetation freizuschneiden. Die Wiederbewaldung der von Sturm und Käfer gebeutelten Region soll voranschreiten. Unterstütung finden die Pflanzen durch üppige Naturverjüngung. Also aufgepasst beim Freischneiden. Und gleichzeitig gegen die allegegenwärtigen Bremsen kämpfen, die jeden freien Hautfleck zielsicher finden. So zielsicher wie die Sicheln der Freiwilligen kein Bäumchen erwischen.

Pflege auf letztjährige Pflanzfläche in Bärenfels

 

01/07/20 | Jagdhaus Queckspring, Soonwald, RP | 562 Meter ü. M. | 18°, bisschen heiter gewolkig

Letzte Notprogrammwoche. Einstieg am Waldcamp beim Jagdhaus. Es gilt Abschnitt 3.3.2 des neuen Hygienekonzepts: "Ein mit drei Sitzreihen bestuhlter VW-Bus wird mit maximal 5 Personen besetzt, die Anordnung der Personen im Fahrzeug entspricht den fünf Augen auf einem Würfel. Das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen ist Pflicht." Die Masken sitzen. Nebenplätze bleiben frei. Abfahrt zur Einssatzstelle. Gas geben.

Abstand im Einsatzfahrzeug

 

24/06/20 | Kreershäuschen, Soonwald, RP | 562 Meter ü. M. | 29°, schon recht heiß

Notprogrammwoche 3. Bei anschwellendem Amphibiengesang, wildem Gesummse und Mittagshitze lässt sich das sehen! Eichenkulturpflege und Zaunreparatur sind bereits erledigt. Und nun auch noch der letzte Tümpel in einer langen Reihe kaskaden- und perlenkettenförmig angeordneter Feuchtbiotope. Die Uferbereiche sind auch hier nun vollständig entfichtet. Trotz hoher Zecken- und Fluginsektendichte und gefühlten 50° am dampfenden Tümpel. Sechs Pflegekräfte leisten eben saubere Arbeit. Ganz im Sinne des Naturschutzes und des Hygienekonzeptes.

Auch dieser Tümpel ist nun fichtenfrei im Uferbereich

 

17/06/20 | Heigenbrücken, Spessart, BY | 292 Meter ü. M. | 18°, ergiebigste Niederschläge

Notprogrammwoche 2. Einsame Zelte stehen verlassen auf einem viel zu großen und viel zu nassen Zeltplatz. Irgendjemand kocht Kaffee in der Küchenholzbaracke. In den Pfützen schwimmt Motorsägenbenzin. Die Verwender*innen sind einige Kilometer weiter im Einsatz. Ohne Motorsäge geht hier nichts mehr. Alle verfügbaren Sägen schneiden ununterbrochen in Stämme des von der Pflege bisher vergessenen jahrzehntealten Buchenbestands. Hektar um Hektar wird der Bestand gelichtet. Wolkenbruch um Wolkenbruch kriecht der Tag dahin. Es will Abend werden und der Weg geht zurück zu den einsamen Einpersonenzelten im Wasser. So werden Helden getauft.

Mit den Waffen aus Waiblingen

 

11/06/20 | Scheinbergspitzkar, Ammergauer Alpen, BY | 1321 Meter ü. M. | 17°, aufhellend

Notprogrammwoche 1. Nach tagelangem Dauerregen kommt die Sonne durch. Vergessen der Wasser-Zeltplatz vor der Unterkunft, die nicht zu beziehen erlaubt ist, weil die Gruppe in mehr als zwei Haushalten beheimatet ist. Vergessen der langwierige Aufstieg zur Wildwiese über weggeschwemmte Steige und rauschende Gebirgsbäche. Die Motorsägen heulen freudig auf nach monatelangem Schweigen, der Wald ist grüner als gedacht, die Alpenblumenvielfalt bunter als geträumt. Neun Bergwaldprojektler*innen dürfen tun, was sie am liebsten tun: kraftvoll Anpacken und Biotop pflegen durch Entfichten. Für balzendes Birkwild und äsendes Schalenwild. Für den eigenen Körper und den wachen Geist. Minute um Minute wird die Wiese größer, der Blick wandert immer weiter zum Wiesenrand. Alle spüren es, niemand wird verschont, es ist passiert: Der Waldarbeitsvirus hat alle wieder befallen. Endlich.

Fichten weg für Birkhuhnbalz

 

03/06/20 | Haidmühle, Bayerischer Wald in Wurfweite zur Tschechischen Grenze, BY | 835 Meter ü. M. | 16°, gewittrig

Teamtage. Das sechzehnköpfige Kernteam hat sich in den Bayerischen Wald mit seinen sterbenden Fichenwäldern zurückgezogen. Wie geht es weiter? Klar ist: Wie nicht der Wald stirbt, wenn einzelne Bäume sterben, so lebt auch das Bergwaldprojekt weiter, auch wenn einzelne Einsatzwochen entfallen müssen. Das Hygienekonzept wird detailliert besprochen. Gibt es noch Studentenfutter in den Frühstückspausen, wenn nicht mehr alle in die selbe Dose greifen können? Wann fallen alle Restriktionen, um die Virusverbreitung weiterhin einzudämmen? Machen wir bald nur noch Tageseinsätze ohne Übernachtungen und Fußmärsche statt VW-Bus-Fahrten? Bis alle Fragen geklärt sind wird mit einem Notprogramm wochenweise weitergearbeitet - ohne Freiwillige. Das Bergwaldprojekt bleibt und wird nun wieder draußen aktiv. Es wird weiterwachsen. 

Der Wald stirbt nicht, nur einzelne Bäume.

 

29/05/20 | Forstenrieder Park, Münchner Umland, BY | 571 Meter ü. M. | 18°, trocken und wolkig

Hygienekonzepttesttag III. Jungbestandspflege ist Eichensuchen. Und Abstandhalten zu anderen, die man im Zweifelsfalls nicht mal sieht. 14 Menschen in einem halben Hektar Jungbestand. Wer ist wo? Wo sind die Eichen? Das Unsichtbare wird hier in der grünen Baumsuppe vergessen, obwohl es alles bestimmt. Gertelschwingenden und Vogelbeer-abhackenden Mitmenschen geht man hier gerne aus dem Weg. Damit auch dem Virus, dass sich in der Atemwolken des Mitmenschen befinden könnte. Wie lange sich wohl das Virus hier in der Luft halten würde, wenn es zwischen Eichenblättern und Birkenästen im Aerosolnebel wabern würde? Brombeerranken sind hier die einzig manifeste Gefahr.

Viele in Pflege, wenige sichtbar

 

25/05/20 | Heigenbrücken, Spessart, BY | 292 Meter ü. M. | 19°, heiter mit kurzem Schauer

Hygienekonzepttesttag. Welcome home im Wald. Das Hufscharren hat ein Ende. Nach Wochen in der waldarbeitslosen Coronapause wieder der erste Einsatz - noch ohne Freiwillige. Eichenbestandspflege und Zauabbau ist wie üblich Mittel zum Zweck. Der Zweck dieses Einsatzes: Testen der Arbeit im Team, draussen im Forst mit Minimierung des Ansteckungsrisikos mit dem C-Virus. Abstand halten ist die Devise. Keine vollbesetzen Busse beim Anfahren der Arbeitsstelle, keine Rudelbildung bei Sichtung des Großen Eichenbockkäfers, kein Pausentee ohne Desinfektionsmittel. Die Tagesleistung wie immer bestens: 0,6 ha Eichenbestand, 1,2 km eingewachsene Wildschutzzäune. Stimmung: vortrefflich. Das Virus: unsichtbar, aber in den Köpfen. Die Testphase wird fortgesetzt.

Testhaufen im Spessart

 

14/03/20 | Thüngersheim, Unterfranken, BY | 184 Meter ü. M. | 10°, wechselwolkig

Pflegetag. Im Orchideenlehrpfad. Letzter Einsatz vor der Coronapause. Die Waldkiefer macht's nötig. Die Motorsägen pausieren und sind verstummt auf dem Magerstandort. Auch die Waldkiefer stirbt hier trockenheitsbedingt stumm vor sich hin. Keine Pause kennt hingegen die Verkehrssicherungspflicht. Daher die Fällung. Und um dem Magerstandort keine Nährstoffe zuzuführen, wird das Holz den Orchideen zuliebe auch nicht an Ort und Stelle belassen. Ist allen klar. Ist schön, wenn man mit anderen Menschen noch gemeinsam tätig sein kann.

Kieferentnahme

 

12/03/20 | 14.48 Uhr | Südliche Küstenheide, Hiddensee, MV | 2 Meter ü. M. | 7°, weniger wolkig

Projektwoche 04. Gehölzentfernung beendet. Die Mittagssuppe hat frische Kraft gebracht. Freie Sicht zum Horizont bzw. zum Bodden.

Nach der Gehölzentfernung

 

12/03/20 | 11.15 Uhr | Südliche Küstenheide, Hiddensee, MV | 2 Meter ü. M. | 8°, wolkig

Projektwoche 04. Die Gehölzgruppe ist mittlerweile stark ausgelichtet. Einige größere Kiefern sind seit dem Morgen schon zerlegt und abtransportiert. Ist der Rest noch vor der Mittagspause zu schaffen?

Gehölz auf Hiddensee am mittag

 

11/03/20 | Amrum, Nordfriesische Inselwelt, SH | 7 Meter ü. M. | 7°, sonnig, windig, nordig

Projektwoche 05. Ja, auch im Märzen. Erst Brombeeren und Spätblühende Traubenkirsche bekämpfen. Hektarweise. Die Lichtkonkonkurrenz der neuen Laubbaumgeneration des Inselwaldes muss weichen. Für die jungen Winterlinden, Rotbuchen und Bergahorne, die in den letzten Jahren durch das Bergwaldprojekt gepflanzt wurden. Vereinzelt waren Pflanzausfälle zu sehen. Aber viel zu wenig, um einen künftigen dichten Inselwald zu gefährden. Das Zukunftsbild steht im klaren Kontrast bei der Exkursion durch den waldlosen Inselstrich. Strauch- und baumlos starrt die Dünenlandschaft Richtung Wattenmeer. Irgendwas fehlt immer.

HInterm Horizont gehts weiter

 

04/03/20 | Südliche Küstenheide, Hiddensee, MV | 2 Meter ü. M. | 4°, niederschlagsfrei

Projektwoche 03. Die Freiwilligen haben diese Woche andere Namen, kommen aus anderen Ortschaften und lassen andere Frisuren vom Winde verwehen. Auch der Anführer aka Projektleiter hat gewechselt. Das Werkzeug ist ein wenig stumpf geworden, die Küstenheide ein wenig lichter. Die Kaltblutpower aber ist unverändert. Der dunkle Bruno und der blonde Hartmut sind weiterhin die emissionsfreien Grünschnitttransporteure des Pflegeeinsatzes. Sie fallen nicht auf, Hiddensee ist autofrei. Pferdefuhrwerke sind hier state of the art. Auch die Freiwilligen bewegen sich mit eigener Kraft, auf zwei Rädern. Alles sehr entschleunigend. Alles wohltuend. Für alle.

Bruno und Hartmut, emissionsfreie Kaltblüter

 

26/02/20 | Südliche Küstenheide, Hiddensee, MV | 2 Meter ü. M. | 5°, Bisschen Sonne mit Wind

Projektwoche 02. Nein. Auch ein Pferdefuhrwerk kann nicht an jeder Ecke stehen. Erst recht nicht in der größten zusammenhängenden Küstenheide im Ostseeraum. Kiefern werden daher durch die Heide gezerrt, Richtung Sammelplatz, verheddern sich unterwegs. Gefühlte drölfhundert Meter Weg. Abgesägter Baum um Baum, Ast um Ast. Nichts soll auf der Fläche bleiben, die hier vor der natürlichen Sukzession zu schützen ist. Zuwachsen unerwünscht, sagt der Naturschutz. Die Freiwilligen lassen die Sägen sprechen. Vor dem langen Marsch zum Sammelplatz, wo das Pferdefuhrwerk wartet. Dann Abfahrt zum Schredder. Dort wird aus den Kiefern der neue Reitplatzbelag. Alles bleibt auf der Insel.

Hiddensee statt Immenhof

 

25/02/20 | Karbach, Spessart, BY | 214 Meter ü. M. | 6°, Regenschauer

Projektwoche 01. Hier ist fertig. "Wer macht noch den Zaun zu?" Alles raus aus dem Pflanzrechteck! Die ersten der Freiwillingen sind schon weiter gezogen, um die nächsten Profile des Schutzzauns für die nächste Pflanzfläche in den weichen Spessartboden zu rammen. Da hinten stehen noch paar blaue Container mit ein paar Bergahornen. Raus damit! Und am Baumstumpf hat noch jemand seinen Rucksack vergessen. "Endlich alles draussen?" Es wird noch kräftig am Knotendrahtgeflecht gezerrt und gezurrt und geknotet. Der Zaun ist zu. Mögen die paar hundert heute gepflanzten Bergahorne hier gut anwachsen. Schutz und Nässe sind gegeben.

Die Letzten machen das Loch zu

 

16/02/20 | Rosenthal, Deutschlands Mitte, HE | 276 Meter ü. M. | 7°, mit allem

Teamtreffen. Familientreffen. Aus den entlegensten Teilen der Republik und den tristesten Forsteinrichtungen des Landes sind wieder alle gekommen. Köch*innen, Gruppenleiter*innen. Frische, Altgediente, Junggebliebene. Raue, Flauschige und Harzige. „Wo ist denn Dingenskirchen?“ „Wie hieß nochmals die eine Tante von der Rhönwoche?“ „Weißt du, warum der Dongens nicht da ist?“ Viele Antworten werden gesucht, manche gefunden. Nebenher viel Leibliches, Nachverlangendes. Als Höhepunkt der Auftritt des Großonkels, Forstvordenker Lutz Fähser: „Die moderne Forstwirtschaft gefährdet unsere Wälder.“ Wer will ein Feind der Moderne sein? Katerstimmung, Abschied, Totengedenken. Alle wissen wieder: JedeR ist ein Teil des Ganzen. Die enthusiastische Tatkraft der Sippe sichert den Erfolg.

Sind hier wirklich 123 Personen auf dem Bild?

 

08/02/20 | Böttigheim, Unterfranken, BY | 261 Meter ü. M. | 6°, teils sonnig

Pflegetag. Auf dem Magerrasen, dem Kalkmagerrasen. Landschaftspflege. 53 Freiwillige sind gekommen. Bestücken sich nach dem Frühstückskaffee mit Werkzeug und schneiden weg, was im Weg steht. Im Weg für Artenvielfalt, die Licht und Platz will. Denn: Wenn alles mit Schlehen und anderem Gebusche zuwuchert, ist es bald vorbei mit den Orchideenvorkommen an diesem Standort. Ist auch allen klar. Ohne Nutzung kein Offenland. Also weg damit.

Schlehen und anderes Gebüsch steht im Weg

 

06/02/20 | Irgendwo im Wald, Spessart, BY | 249 Meter ü. M. | 5°, feuchte Grautöne

Führungsklausur. Drei Tage, drei Köpfe, drei Vorstände. Zum ersten Mal in der 30jährigen Vereinsgeschichte zieht sich der Führungskern zur Saisonvorbereitung in den Wald zurück. Organistorisches, Weltanschauliches und Banales ist zu klären. Verantwortung lastet, Zuversicht wächst. Im Wald liegt Kraft, die Gutes schafft. An die Arbeit, die Herren!

Das Triumvirat 2020

 

18/01/20 | Berlin, Hauptstadt | 42 Meter ü. M. | 6°, bisschen trüb

Wir haben es satt. Wir sind dabei. Wir wollen ein besseres Leben.

Auch wir haben es satt

 

 

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