Aktuelles
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Unter den akuten Herausforderungen der globalen ökologischen, ökonomischen und sozialen Krisen wird immer deutlicher, dass wir die notwendigen Einsparungen von Energie und anderen Ressourcen nicht allein mit einem technischen Wandel (Effizienz, Konsistenz) bewältigen werden. Der Weg hin zu einer nachhaltigen Lebensweise muss auch von einem kulturellen Wandel (Suffizienz) begleitet werden. Was da heißt: Wir sind dran – „Be the change you want to see in the world“!

Dies ist für uns, die wir in einem Land der scheinbar unbegrenzten Konsummöglichkeiten leben, wohl der schwierigere Teil der großen Transformation. Dabei ist längst klar, dass die Chancen auf ein erfülltes Leben für alle steigen, je eher und je mehr Menschen sich daran beteiligen.

Hier stellen wir Euch nützliche Ideen, Gedanken, praktische Tipps und Tricks für eine nachhaltige Lebensführung vor, die sich innerhalb der ökologischen Grenzen der Biosphäre bewegen.

> Nachhaltigkeit macht keinen Urlaub

Der internationale Tourismus boomt wie nie zuvor; im Jahr 2016 verzeichnete er einen weltweiten Zuwachs von 4,6 %. Gleichzeitig steigt der durchschnittliche Ressourcenverbrauch pro Reise: U. a. die CO2-Emissionen, der Wasserverbrauch und die Landnutzung für neue Hotelburgen und Golfplätze.
Doch auch in diesem Bereich ist ein Umdenken gefragt, auch der Tourismus wird sich neuen Fragen stellen müssen. Schon jetzt geben weit über die Hälfte, 61 %, der Befragten (Reiseanalyse 2014) an, ihre Urlaubsreise gern nachhaltig gestalten zu wollen. An der praktischen Umsetzung wie beispielsweise in den Ferien auf eine Flugreise zu verzichten scheitert es bislang jedoch in den meisten Fällen. Auch die AnbieterInnen setzen beim Thema Nachhaltigkeit eher auf Effizienz und suchen nach einer Minimierung des Material- und Energieeinsatzes, der z. B. zur Bereitstellung der nachgefragten Konsumfunktionen benötigt wird. Die Frage nach dem rechten Maß (= Suffizienz) muss und wird auch zwangsläufig in der Tourismusbranche aufgeworfen werden.
Was aber ist das rechte Maß für touristischen Konsum? Das lässt sich nicht einfach pauschal beantworten. Betrachtet man aber die einzelnen Bestandteile einer Reise – Unterkunft, Verpflegung, Mobilität, Aktivitäten und Konsumgüter – gibt es in allen Bereichen Möglichkeiten, Suffizienz zu praktizieren: Zelten in der Natur statt unpersönlicher All-Inclusive-Hotels mit ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der DienstleisterInnen in fernen Ländern des globalen Südens und einem großen Anfall an Müll, Brotzeit mitnehmen statt Fast Food an der Autobahnraststätte, benötigte Ausrüstung für den Abenteuerurlaub ausleihen oder Second Hand statt Strandmode neu kaufen oder das eigene Land auf dem Fahrrad kennen lernen statt Shopping-Kurztrips in schicke Metropolen.
Urlaub gibt uns Möglichkeiten und Zeitfenster, unseren Alltag und eingefahrene Verhaltensweisen ein Stück hinter uns zu lassen und Neues auszuprobieren. Das kennen wir auch von den Bergwaldprojekt-Wochen: Auch wenn es im Bergwaldprojekt nicht um Urlaub machen im eigentlichen Sinne geht, so nimmt sich doch ein Großteil der TeilnehmerInnen arbeitsfrei, um ehrenamtlich Naturschutzarbeiten zu leisten. Auch während der Bergwaldprojekt-Wochen ist Zeit für neue Inspirationen fernab des Alltags. Und die meisten TeilnehmerInnen haben sicherlich auch schon im Bergwaldprojekt erfahren, dass das einfache Leben sehr erfüllend sein kann.
Daniela Schrader hat sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit mit Suffizienzstrategien im Tourismus – sowohl von Anbieter- als auch von KonsumentInnen-Seite – und mit dem Urlaubsgehalt unserer Projektwochen beschäftigt. Bei Interesse leiten wir die Arbeit gerne weiter, einfach Mail an: ml@bergwaldprojekt.de.

> Back to the Roots – Über die Verwurzelung

Die Wurzel ist die Grundlage einer jeden Pflanze – dennoch schenken wir ihr im Vergleich zum Fruchtkörper, zum nutzbaren Stamm oder zu den möglichen heilsamen Wirkungen ihrer Blätter wenig Beachtung. Diese merkwürdige Beschränkung des Blicks auf den Endnutzen findet sich tausendfach wiederholt in unseren Lebensstilen. Die Vertreibung von Millionen Menschen, verbunden mit der Zerstörung riesiger Ökosysteme für gigantische Staudammprojekte, die Toleranz gegenüber klimatischen Veränderungen, welche die Lebensgrundlagen ganzer Länder zerstören sowie die zwanghafte Mobilisierung der Lebewesen wegen der Zunahme des Verkehrs sind nur einige der prominentesten Beispiele, die alle das gleiche Muster aufweisen: Unter dem gewohnheitsmäßigen Fortschrittsdogma des Höher, Weiter, Besser entfernen wir uns immer weiter von einem stabilen Zustand der natürlichen Lebensgrundlagen: Unsere Entwurzelung schreitet voran.
Was also tun? Die Pflanzungen im Bergwaldprojekt bieten eine Möglichkeit, sich im Laufe einer Woche 100-fach mit Wurzeln zu beschäftigen: Die Konzentration auf passende Bodenvoraussetzungen, auf eine angemessene Tiefe, auf ausreichend nährstoffreichen Boden, die für eine gesunde Entwicklung der Pflanzenbasis, der Wurzel, für jede Gärtnerin und jeden Pflanzer im Wald essentiell ist, bietet ein Bild der Sorgfalt und des Kümmerns auch über den eigenen Nutzen hinaus. Im Wald ist derjenige, der sät, nicht der, der erntet. Dies kann auch Antworten auf die Frage nach einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft geben.
Ganz konkrete Beziehungen zur Wurzel lassen sich aktuell zum Beispiel mit einer regionalen und saisonalen Ernährung mit – Sie ahnen es – Wurzelgemüse entwickeln: Möhren, Rettich, Pastinaken, Sellerie, Zwiebeln, Petersilienwurzel und rote Beete bereichern den winterlichen Speiseplan nicht nur farblich. Die Knollen und Zwiebeln, welche die Pflanzen als Speicherorgan für ungünstige Vegetationsperioden anlegen, enthalten eine ganze Reihe von Mineralien, Vitaminen und Ballaststoffen, die im Winter regional sonst nicht zu bekommen sind. Wurzelgemüse, nach den Kriegen als „Arme-Leute-Essen“ in Ungnade gefallen, trägt heute nicht nur zu einer ausgewogenen Ernährung bei, sondern mindert auch den ökologischen Fußabdruck auf den Äckern und auf unserem Speiseplan. Und wer jetzt denkt: „Wurzelgemüse? – Außer im Suppengrün habe ich das noch nie verwendet…“, dem kann zum Beispiel hier mit zahlreichen Rezepten geholfen werden: www.essen-und-trinken.de/wurzelgemuese. Auch diese tief verwurzelten Herausforderungen am Kochtopf können ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Veränderung der Gesellschaft sein: Der Erfolg bei der Bewältigung der Aufgaben stellt sich nicht über Prognosen, Rezeptlektüre und Programme dar – er entwickelt sich beim Tun – mit Hingabe und hoffentlich wohlschmeckend aus einer arten- und sortenreichen Vielfalt zarter, aber festverwurzelter Pflänzchen.

> RUN

Das Bergwaldprojekt e.V. und das Projekt RUN (ReUse Notebook) möchten gemeinsam zum Schutz der Umwelt nicht mehr genutzte Notebooks sammeln und wiederverwenden.
Notebooks werden heute nach ihrem Nutzungsende i. d. R. stofflich verwertet (umgangssprachlich „recycelt“). Unter Umweltgesichtspunkten sollten sie jedoch einem zweiten Leben zugeführt – also wiederverwendet – werden. Genau das ermöglicht jetzt das ECO-Innovation Project RUN. Die Aufarbeitung der Notebooks erfolgt in einem gemeinnützigen Betrieb, und das Projekt wird aufgrund seiner sozialen und ökologischen Vorteile von der EU-Kommission zum Teil gefördert. Eine Datenlöschung wird von professioneller Hand durchgeführt und die Spender erhalten darüber, auf Wunsch, eine Bescheinigung.

Notebookspenden können in der Geschäftsstelle des Bergwalprojekts in der Veitshöchheimer Str. 1b, 97080 Würzburg, 1. Stock, abgeben werden, wo diese konsolidiert und gemeinsam eingeschickt werden.
Weitere Informationen zum Projekt RUN finden Sie auch auf der Webseite www.run-project.eu.

Weiterhin steht Ihnen für Rückfragen der Projektkoordinator Dr. Ralf Brüning unter nachfolgenden Kontaktdaten gerne zur Verfügung:
Dr. Brüning Engineering UG (haftungsbeschränkt), Kirchenstraße 26,  26919 Brake
Tel.: +49 4401-7049760, Mobil: +49 160-3664468, Fax: +49 4401-7049761, www.dr-bruening.de, E-Mail: info@dr-bruening.de


> Unser täglich Brot

Nicht nur bei der Nutztierhaltung, sondern auch beim Anbau von Kulturpflanzen finden massive Verluste der Biodiversität statt. Die Abnahme der Kulturpflanzen-Vielfalt wird als Generosion bezeichnet. Seit Einführung moderner landwirtschaftlicher Technologien wurden insbesondere in den Industrieländern vorindustrielle lokale Sorten und Arten, die das Ergebnis einer jahrtausendealten Anpassung an die natürlichen Bedingungen waren, durch eine überregionale Verbreitung neu gezüchteter oder neuerdings auch mittels Gentechnik entwickelter, ertragreicher Sorten zunehmend verdrängt. In Europa betrifft dies insbesondere die Vielfalt des Weizens; z. B. verschwanden in Italien zwischen 1920 und 1950 etwa 40 % der lokalen Weizensorten, in Griechenland bis 1960 sogar ca. 70 %.
Neben den heute am meisten verbreiteten Weich- und Hartweizensorten wird Dinkel (in der Milchreife geerntet und geröstet als Grünkern bezeichnet) nur noch als Brotgetreide begrenzt angebaut, noch seltener werden die Urweizenformen Emmer und Einkorn, die älteste Kulturweizenart, genutzt.
Wem diese Entwicklung nicht schmeckt, der kauft sein Brot in Zukunft am besten bei engagierten (Bio-)Bäckern, die ihr Brot aus alten Weizensorten backen, etwa das rustikale Eiszeitbrot von der schwäbischen Alb. Noch mehr Möglichkeiten ergeben sich beim Selbstbrotbacken: auf der Website von VERN oder VEN, Vereine zur Erhaltung von Nutzpflanzenvielfalt, finden Sie eine bunte Auswahl an alten Weizensorten wie Rivetts Grannenweizen, Märkischer Landweizen und den Ostpreußischen Dickkopfweizen. Vielfältige Rezepte zum Nachbacken gibt es auf Webseiten von www.chefkoch.de bis www.amor-und-kartoffelsack.de.

 


> Sharing ist Caring

Von den sieben Milliarden Menschen, die unsere Erde bevölkern, hungern täglich rund eine Milliarde. Dabei ist längst klar: Die globale Lebensmittelproduktion würde theoretisch ausreichen, um bis zu zwölf Milliarden Menschen satt zu machen. Gleichzeitig werden laut einer Studie des WWF von 2015 allein in Deutschland 313 Kilo Lebensmittel weggeworfen - pro Sekunde (vgl. http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf). Allein in Deutschland landen demnach jedes Jahr rund 18,4 Millionen Tonnen Nahrung im Müll, das sind 1/3 unseres gesamten Nahrungsmittelverbrauchs. Etwa zehn Millionen Tonnen davon seien laut der Studie bereits heute vermeidbar. JedeR Einzelne von uns ist gefragt, wenn es um einen sorgsamen Umgang mit Essbarem geht.

Wenn doch einmal etwas übrig bleibt, hilft die foodsharing-Initiative weiter. Auf www.foodsharing.de wird Foodsavern eine Vernetzungsplattform geboten. Online kann man Lebensmittel, die man selbst nicht mehr verwerten kann, in einem virtuellen Essenskorb anbieten. Auf einer Karte wird dargestellt, wo man das Essen abholen oder hinbringen kann. Außerdem kooperiert foodsharing mit Betrieben und verteilt Lebensmittel, die wegen Schönheitsfehlern oder abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht mehr verkauft werden dürfen. Über die Plattform wurden bereits 4.409.107 kg Lebensmittel verteilt, die ansonsten im Abfall gelandet wären. Bis auf die Minijobstelle der Geschäftsführung trägt sich die Initiative aus Ehrenamtlichen. Es gibt lokale foodsharing-Gruppen, die sich immer über Unterstützung freuen.

Machen wir weiter, und helfen wir alle mit, die Verschwendung von Lebensmitteln zu beenden.

> Degrowth

Neben den praktischen Erfahrungen auf dem Weg in eine weniger material- und energieintensive Zukunft, die man zum Beispiel fußläufig, radfahrend oder im Bergwaldprojekt machen kann, gibt es natürlich auch eine ganze Reihe an theoretischen Zugängen und Argumentationen zu einer Entwicklung von Lebensstilen, die sowohl im Raum (für alle, die jetzt leben) als auch in der Zeit (die nachfolgenden Generationen) übertragbar sind. Zu finden ist eine Vielzahl dieser Ideen zum Beispiel im Umfeld der sogenannten degrowth-Bewegung (degrowth = Postwachstum / Wachstumsrücknahme), die in ca. zweijährigem Turnus versucht, Ideen und Erfahrungen auf internationalen Konferenzen zu sammeln und sichtbar zu machen. In Deutschland kümmert sich vor allem das Konzeptwerk Neue Ökonomie um die Zusammenführung der verschiedenen Ansätze. Im Anschluss an die degrowth-Konferenz 2014 in Leipzig ist eine Mediathek entstanden, die Zugang zu diversen Medien zum Thema bietet. Außerdem sammelt das Konzeptwerk gerade in Vorbereitung der diesjährigen Konferenz in Budapest unter dem Schlagwort „stream towards degrowth“ degrowth-Aktivitäten in Deutschland und hat darüber auch einige unserer Projektwochen beworben. Reinschauen lohnt sich:

www.degrowth.de/de/mediathek
www.degrowth.de/de/stream-towards-degrowth_2016

> Rauf auf’s Rad

Um keine Einseitigkeit in der Berichterstattung in dieser Rubrik aufkommen zu lassen, hier noch ein Plädoyer auf ein weiteres Verkehrsmittel, das wir Euch uneingeschränkt ans Herz legen wollen. Etwas schneller, aber trotzdem noch „per Pedes“, können die Füße auch in „Pedale“ treten – auch diese Fortbewegungsmethode verbraucht lediglich körpereigene Energie, die mittels ökologischer und (durch die Fortbewegung auch abwechslungsreicher) regionaler Nahrungsmittel wieder aufgefüllt werden kann.
Hier liegt auch des Pedals Kern: Die gigantischen Ressourcen- und Energieverbräuche der Länder des globalen Nordens mit all ihren unerwünschten Neben- und Langzeitfolgen sind letztlich auch darauf zurückzuführen, dass wir uns daran gewöhnt haben, Dinge zu konsumieren, Entfernungen zurückzulegen oder Infrastrukturen zu nutzen, von deren Entstehungskosten wir allenthalben Teile in den gegenwärtigen Preis- und Subventionssystemen wiedererkennen oder die wir ganz aus unseren Vorstellungen ausblenden. Die Vorstellung einer Fortbewegung ohne Energieeinsatz und die mit ihr verbundene technisch induzierte Allmachts-Vorstellung findet sich in der heutigen Gesellschaft auch in anderen Bereichen wieder: Atomkraft ohne Abfall (Atomfusionsreaktoren), Wirtschaftswachstum ohne Ressourcenverbrauch (absolute Entkopplung), globalisierte Handelswege ohne Transportkosten, Rüstungsindustrie (als Beitrag zum Wirtschaftswachstum) ohne Kriege. Immer wird behauptet, dass die Kehrseite der Medaille verhinderbar oder gar nicht vorhanden sei. Dabei, und das ist der Einspruch der Radler, gehört zu allen fantastischen Landschafts- und Begegnungserfahrung, die auf so einer Radreise gemacht werden können, eben auch ein ordentlicher und beglückender Muskelkater.

> Zu Fuß durch die Galaxis

Wo beginnen wir nur damit, unseren persönlichen Lebensstil auf Nachhaltigkeit zu trimmen und gleichzeitig einen Zugewinn an Lebensqualität zu erhalten? Ganz einfach: Auf dem Boden der Tatsachen. Also direkt bei unseren Füßen und der Art und Weise, wie wir damit umgehen. Schluss mit dem ewigen Herumstehen oder Herumhängen. Setzen wir uns einfach aus eigenem Antrieb in Bewegung. Da der beste Weg derjenige ohne Umwege ist, beginnen wir schlicht mit dem täglichen Weg zur Arbeit. Wer sich die kleine Änderung seiner Gewohnheiten zutraut und zumindest einen Teil seines Weges zu Fuß zurücklegt, wird Erstaunliches erleben – sowohl in der äußeren als auch in der inneren Welt und nicht nur jetzt zum Frühlingsbeginn: alles frisch und neu und voller Aroma. Der Zugewinn ist unglaublich: Mal ganz abgesehen von den Einsparungen an Emissionen, Ressourcen, verschenkter Lebens(warte)zeit und Geld: Wer entschlossen zu Fuß geht, reduziert sein Risiko für Alzheimer, Depressionen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck, Knochenkrebs, Blutkrebs und verbessert nach Untersuchungen von Prof. Dr. Schwarz an der Universität Dresden sofort die Durchblutung seines Gehirns, was sich positiv auf das Selbstbewusstsein, die Grundstimmung und das Glücksempfinden auswirkt.
So einfach ist es: Entschleunigen und mit dem individuellen Raketenantrieb auf in eine schönere, bessere Welt.

> Augen auf beim Apfelkauf!

Entgegen der weitläufig verbreiteten Redeweise vom „Flugobst“ wird das meiste in Übersee produzierte Obst auf dem Schiff meist über tausende Kilometer hierher transportiert. So auch der Apfel: Da das Kerlchen in aller Regel mit dem Schiff zu uns unterwegs ist, fallen CO2-Transportkosten in Höhe von 570 g pro Apfel an. Zum Vergleich: Der deutsche Apfel verbraucht auf der Straße immerhin auch noch 230 g, bis er in unseren Supermärkten angekommen ist. Zusätzlich lässt sich noch ein Unterschied zwischen den Erzeugungsweisen ausmachen: Das biologische Produkt hat einen CO2- Fußabdruck von ca. 100 g, während der konventionell produzierte Kollege auf 140 g kommt. Das entspricht einer Differenz zwischen bio-saisonal-regional und konventionell-egal-woher von 380 g pro Apfel. Für 10 kg Äpfel summiert sich diese Differenz auf 15,2 kg CO2. Wollte man diese Emissionen durch Baumpflanzungen kompensieren, müsste man vier Bäume pflanzen und 30 Jahre warten. Dann vielleicht doch gleich besser Apfelbäume in den Garten pflanzen und Äpfel direkt vom Baum genießen. Wichtig auch: Nicht mit dem Auto zum Apfelkauf, denn wer mit dem Auto
einen Kilometer zum Supermarkt fährt, stößt noch einmal 300 g CO2 aus. Also am allerbesten: Selbst pflücken gehen! Zum Beispiel mithilfe von www.mundraub.org. Mundraub ist eine Plattform für alle, die heimisches Obst im öffentlichen Raum entdecken und die essbare Landschaft gemeinsam gestalten wollen. Der Verzehr an sich ist dann Privatsache und verursacht kein weiteres CO2. Frohes Mampfen!

> Winterwandern statt Ski(ver)schaukeln

Passend zur Jahreszeit: Wer wüsste nicht um die negativen Auswirkungen des Massenskitourismus in den ökologisch hochsensiblen alpinen Bergregionen? Angefangen von den Emissionen des Individualreiseverkehrs, den massiven geologischen Eingriffen für den Bau von Straßen und Infrastruktur, den Zerstörungen von Schutzwäldern und Rückzugsräumen von Wildtieren durch Abholzungen für Pisten und Liftanlagen, dem gigantischen Wasser- und Energieverbrauch für künstliche Beschneiungsanlagen, dem Massenkonsum für Wintersportausrüstung bis hin zu Flugreisen in die entlegensten Naturreservate, um dort mit absurden Angeboten wie Heliskiing den letzten Nerv zu kitzeln – die Liste der ökologischen Bedenklichkeiten endet nicht in der Zieleinfahrt.
Hier eine Studie zum Kunstschnee von der "Gesellschaft für ökologische Forschung"

Dabei ist „Skifoan“ längst nicht mehr das „leiwandste wos ma si nur vurst'n ko“. Wer an dieser organisierten Umweltzerstörung nicht teilhaben möchte, braucht jedoch auf den Winterurlaub nicht zu verzichten. Gerade im Winter bieten deutsche Waldnationalparke wie der Harz, der Kellerwald, die Eifel, der nördliche Schwarzwald oder der Bayerische Wald viel Raum für Ruhe und Naturerfahrung, wie sich dies zu anderen Jahreszeiten nur in den skandinavischen Weiten finden lässt. Wildnis kann man beim mehrtägigen Winterwandern in Deutschlands Wäldern direkt vor der Haustüre erleben. Tourenvorschläge findet man zum Beispiel hier: www.egotrek.com/wanderkarten/deutsche-nationalparks.html