douglasie

Mit mehr Douglasien zum Klima-Ziel – oder: Viel hilft viel?

Dieser Tage beginnt sie tatsächlich, die Suche nach dem Superbaum. Angesichts steigender Temperaturen, zunehmender Sturmneigung und ausfallender Baumarten (Fichte, Kiefer, Esche) sind die Forstbetriebe auf der Suche nach einer sicheren, klimaresilienten Baumart, die auch noch in der Massenleistung brilliert und reichlich Kohlenstoff beim Wachstum aufnimmt. Eine forstwissenschaftliche Tagung in Freiburg kam vor Kurzem zu dem Schluss, dass diese vielfältigen Funktionen nun die Douglasie übernehmen soll – in Baden-Württemberg mit einem zukünftigen Flächenanteil von 20%. Einfach viele Douglasien einbringen und alle Probleme sind gelöst? So einfach ist die Sache eher nicht, und der uralte Streit, ob es sich bei der Douglasie um eine standortgerechte/heimische Baumart handelt, wird wohl weitergehen.
Der Douglasie fehlen die für die heimischen Waldökosysteme üblichen 10.000 Jahre nacheiszeitliche Koevolution, um im Bereich Artenvielfalt und Einnischung mithalten zu können. Ihre Streu ist zwar milder als die von Fichte und Lärche, dafür zersetzen sich Äste und Stammholz für die Humusgewinnung nur sehr schlecht. Die Douglasie verdrängt auf trockenen Felsstandorten und trockenen bis mäßig trockenen, sauren Mittelgebirgsgesellschaften die standortheimischen Waldgesellschaften zum Teil extrem. Die klassischen Schädlinge, wie z. B. der Borkenkäfer, entdecken diese Baumart mehr und mehr als Nahrungsquelle. Auf gut nährstoffversorgten, mäßig frisch bis frischen Standorten lässt sie sich aber gut in bestehende Laubholzgesellschaften integrieren, da sie diese nicht invasiv unterwandert und auch wertvolles Holz liefert. Ergo: Die Douglasie ist nicht der "frisch gedruckte Superbaum" der Zukunft. Sie hat standörtlich in Schutz- und FFH-Gebieten, Sonderstandorten und im sauren, mäßig trockenen Wirtschaftswald aus Gründen der guten fachlichen Praxis nichts zu suchen. Die Douglasie aber auf guten Standorten im Wirtschaftswald mit den dem Standort angemessenen Flächenanteilen (mit 5% bis max. 10%) in bestehende Waldgesellschaften zu integrieren, ist kein Schaden für die Zukunft dieser Wälder. Das Klimaziel wird die Douglasie nicht retten, das kann nur unser Verhalten im Alltag.

Hier findet Ihr den SWR-Bericht zu der forstwirtschaftlichen Tagung in Freiburg.