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Stellungnahme Bergwaldprojekt e.V. zur BR-Sendung „NichtWurscht“ mit dem Thema: „Darf ich noch Skifahren?“

Die „Schneekanone“ heißt jetzt „Schneeerzeuger“, das klingt irgendwie sympathischer, einfühlsamer und irgendwie ok. Diese Geräte sind durch den allenthalben stärker werdenden Klimawandel für den „Schneezirkus“ im Alpenraum mittlerweile unentbehrlich sowohl für den Profisport als auch für den klassischen Familienskiurlaub an Weihnachten oder zu Ostern. Nach dem Dürre-Sommer 2018 ist der Klimawandel aber auch im Bewusstsein vieler Deutscher angekommen und viele fragen sich jetzt: „Ist das noch okay, Pistenskifahren?“
Ein Blick auf die Energiebilanz der Schneekanonen ist da sehr hilfreich: In Österreich benötigen die 19 000 Schneekanonen pro Jahr und pro Hektar etwa sechs Millionen Liter Trinkwasser. Die Schneekanonen in ganz Europa brauchen so viel Energie wie eine Stadt mit   150 000 Einwohnern und so viel Wasser wie die Großstadt Hamburg. Dieses Wasser fehlt dann Fischen und Kleintieren (Makrozoobenthos) in Flüssen und Bächen. 70 % weniger Wasser fließt z. B. im Winter in den Gewässern der französischen Alpen.
Zu allem Überfluss funktionieren Schneekanonen nicht bei jedem Wetter: Liegt die Luftfeuchtigkeit bei nur 20 Prozent, kann noch bei drei Grad plus Kunstschnee entstehen. Bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit braucht es dagegen mindestens minus zwei Grad. Kommen zu dieser verheerenden Bilanz noch die immensen Eingriffe in die Landschaft (riesige Speicherteiche) und die Emissionen aus dem Individualverkehr (An- und Abreise mit dem privaten PKW) ist die Antwort auf die Fragestellung klar: „So geht es nicht weiter!“
Immer größere Skigebiete mit immer mehr Schneekanonen werden den Klimawandel nicht aufhalten. Dies kann nur unser aller Umdenken beim Verhalten auf der Arbeit und vor allem in der Freizeit. Es spricht nichts dagegen, wenn Schnee liegt, eine Skitour unter den Prinzipien von „Skibergsteigen umweltfreundlich“ zu unternehmen oder die immer noch in Betrieb befindlichen kommunalen Skilifte ohne Beschneiung im Alpenraum mit der Familie zu nutzen.
Die sanftere Nutzung der Alpen, die schon lange von den Naturschutzverbänden gefordert wird, muss in Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel State of the Art sein. Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Winterwanderung, Langlauf oder das Anbieten von regional und biologisch erzeugten Lebensmitteln sind für Hotels und Kommunen ein Weg in die Zukunft. Die Aufrüstung der Skigebiete zu „Fun-Arenen“ ist es nicht.

Ein nachhaltigeres Verhalten ist unausweichlich und es macht sogar Spaß.